Codequalität: Kosten, Nutzen und Messbarkeit in der Software­entwicklung

Was versteht man unter Codequalität?

Codequalität beschreibt, wie gut Software in Bezug auf Lesbarkeit, Wartbarkeit, Zuverlässigkeit und Anpassbarkeit umgesetzt ist. Hochwertiger Code erfüllt Anforderungen, ist verständlich und lässt sich leicht erweitern.

Software entsteht nicht im luftleeren Raum. Jedes Team muss Entscheidungen über Qualität, Zeit und Kosten treffen. Doch was versteht man unter Codequalität? Kann es sogar „zu viel“ Qualität geben? Wie beeinflussen die angestrebte Qualität und das Budget einander? Und wie lässt sich Code Qualität messen? Der folgende Beitrag versucht, Orientierung zu geben.

Was ist Qualität?

Die ISO 9000 definiert Qualität als den Grad, in dem ein Produkt ein Set an Anforderungen erfüllt. Oder konkret: „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale eines Objekts Anforderungen erfüllt“. In der Softwareentwicklung heißt das: Ein Code gilt dann als qualitativ hochwertig, wenn er für Anwenderinnen und Anwender funktioniert, wartbar bleibt und sich an zukünftige Anforderungen anpassen lässt. Je nach Anwendungskontext können dabei unterschiedliche Merkmale von Software mehr oder weniger wichtig sein.

Gibt es „zu viel“ Qualität?

Zu viel Qualität bedeutet in der Praxis oft Over Engineering oder Gold Plating. Teams investieren Zeit und Budget in Features und Strukturen, die keinen echten Mehrwert bringen. Typisches Beispiel: Extrem generischer Code, der für theoretische Szenarien optimiert wird, die nie eintreten. Hier entstehen unnötige Kosten, ohne dass der Nutzen steigt. Schlimmer noch: Die Komplexität steigt und das Risiko für Fehlfunktionen und Bugs vergrößert sich. Gold Plating und Over Engineering können daher durchaus als Qualitätsmangel angesehen werden.

Der richtige Ansatz ist „good enough“. Qualität muss zu den Zielen des Projekts passen. Ein Prototyp oder das MVP (Minimal Viable Product) einer Sales Plattform braucht andere Standards als ein sicherheitskritisches System in der Luftfahrt.

Kosten und Codequalität

Qualität kostet Geld. Aber schlechte Qualität ist fast immer teurer. Technische Schulden führen zu Wartungsaufwand, Fehlerbehebungen und entgangenen Geschäftschancen. Frühe Investitionen in gute Architektur, automatisierte Tests und sauberen Code zahlen sich langfristig aus. Der Kompromiss liegt nicht zwischen Qualität und Geschwindigkeit, sondern zwischen kurzfristiger Geschwindigkeit und nachhaltiger Entwicklung.

Best Practices: Do's and Don'ts

Bei all der Theorie über Codequalität stellen sich Entwicklungsteams oft die Frage: Welche Praktiken können wir einführen, um gute Qualität sicherzustellen?

Do’s:

  • Automatisierte Tests etablieren (Unit, Integration, End to End, Feature Tests)
  • Einführung von Mutation Tests
  • Clean Code Prinzipien beachten (klare Namen, kleine Funktionen, Single Responsibility)
  • SOLID, DRY und KISS als Leitplanken nutzen
  • Code Reviews als festen Bestandteil des Prozesses etablieren
  • Continuous Integration und statische Code Analyse einsetzen 
  • Gute Software Architektur mit hoher Kohäsion und geringer Kopplung zwischen Modulen

Don’ts:

  • Gold Plating und unnötige Abstraktionen
  • Lange Methoden und Klassen mit zu vielen Verantwortlichkeiten
  • Kopierter und mehrfach verteilter Code ohne Refactoring
  • Fehlende Dokumentation oder Kommentare, die nicht aktuell sind
  • Manuelle Tests, ohne automatisierte Tests
  • Feature Entwicklung ohne klare Anforderungen

KI & Code Qualität 

Künstliche Intelligenz hat zweifellos in der Softwareentwicklung Einzug gehalten und kann die Sicherstellung von Codequalität sinnvoll unterstützen. Tools auf Basis von Large Language Models helfen beim Erkennen von Code Smells, beim automatischen Generieren von Testfällen oder beim Vorschlagen von Refactorings. Moderne statische Codeanalyse geht dadurch über reine Regelwerke hinaus und kann Muster in großen Codebasen erkennen, die für Entwicklerteams nur schwer sichtbar wären.

Trotz dieser Vorteile bleibt ein wichtiger Punkt: KI ist kein Ersatz für Erfahrung und Verständnis in der jeweiligen Domäne. Von KI Tools generierte Code- und Architekturvorschläge müssen kritisch überprüft werden, und die Verantwortung für Architekturentscheidungen, Sicherheitsaspekte oder Priorisierungen liegt weiterhin beim Team. Richtig eingesetzt kann KI die Produktivität steigern, Routineaufgaben übernehmen und Entwicklerinnen und Entwickler entlasten, sodass mehr Zeit für kreative und wertschöpfende Arbeit bleibt.

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Wie kann man Code Qualität messen?

Qualität ist teilweise subjektiv, lässt sich aber durch Metriken greifbarer machen. Die zyklomatische Komplexität zeigt, wie viele verschiedene Pfade durch den Code führen und wie schwer er damit zu verstehen und zu testen ist. 

  • Halstead Metriken analysieren den Code hinsichtlich seiner Operatoren und Operanden und geben einen Hinweis darauf, wie komplex er strukturiert ist.
  • Der Maintainability Index schätzt, wie wartbar und verständlich der Code insgesamt ist. 
  • Code Coverage zeigt, wie viel des Codes durch Tests abgedeckt ist, wobei eine hohe Abdeckung zwar hilfreich, aber kein Garant für gute Tests ist. 
  • Auch die Betrachtung von Code-Duplikationen ist wichtig, da wiederholter Code die Wartung erschwert und die Fehleranfälligkeit erhöht. Zusammengenommen liefern diese Metriken ein Bild von der Qualität, ersetzen aber nie die Erfahrung und das Urteil eines kompetenten Teams.

Diese Metriken liefern Hinweise, müssen aber je nach Kontext abgewogen werden. So ist beispielsweise die Code-Duplikation ein Indikator, aber kein absolutes Urteil über Qualität. Es gibt Projekte, bei denen ein gewisser Grad an Code-Duplikation notwendig ist.


Metriken und Best Practices sind wertvolle Orientierungspunkte, aber im Projektalltag braucht es oft einen neutralen Blick von außen. Genau hier setzen Code Audits an. Ein strukturiertes Audit bewertet die Codebasis nicht nur anhand technischer Kennzahlen, sondern auch im Hinblick auf Architektur, Sicherheitsaspekte, Teamprozesse und langfristige Wartbarkeit. Für Unternehmen bietet ein Code Audit die Möglichkeit, Risiken frühzeitig zu erkennen, technische Schulden transparent zu machen und konkrete Handlungsempfehlungen zu erhalten.

Bei Objectbay führen wir solche Code Audits regelmäßig für Kunden durch. Entweder als einmaliger Health-Check oder begleitend als Onboarding-Phase in kritischen Projekten. So entsteht ein klarer Mehrwert: Teams gewinnen Sicherheit, das Management erhält fundierte Entscheidungsgrundlagen und die Softwarequalität wird nachhaltig verbessert.

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Fazit

Codequalität ist kein Selbstzweck, sondern dient der langfristigen Wartbarkeit und Anpassbarkeit von Software. Viele Features und möglichst generischer Code, der alle Eventualitäten der Zukunft abdeckt, sind kein Maß für gute Qualität. Am Ende entscheiden die ausgearbeiteten Anforderungen, spezifizierte Qualitätskriterien und das richtige Maß an umgesetzter Praktiken über den Grad der Qualität. Wer in Testbarkeit, Wartbarkeit und gute Architektur investiert, spart langfristig Kosten und schafft die Basis für nachhaltige Softwareentwicklung.

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Hannes Wambach,
VP Growth & Business
Development